Doping im Radsport

Quo vadis Vin? Helden, was ist los mit Euch? Doping? Nein Danke!

Nach langer Pause muss ich mich hier einfach mal zu Wort melden. Das Deutschland schon lange nicht mehr das Schlaraffenland ist, dürfte mittlerweile jedem, der hier wohnt, klar geworden sein. Der Wirtschaft geht es besser den je, trotz und gerade deshalb sind mehr freie Kapazitäten (ich verwende hier bewusst nicht das Wort „Arbeitslose“) auf dem Markt. Gesundheit wird immer mehr zum Privileg der Reichen. Energie aus fossilen, „umweltfreundlichen“ Energien wird bald nicht mehr zu bezahlen sein. Diese und noch viele andere Schlagwörter könnte ich hier aufzählen. Um den Mut nicht zu verlieren, suchen wir nach Helden. Früher war es ein „Siegfried, der Drachentöter“, später dann der Mensch von nebenan,
der Gutes vollbrachte. Und heute? Wer sind heute unsere Helden? Polizisten und Feuerwehrleute? Im Einzelfall vielleicht. Aber die ganze Nation sucht sich Vorbilder. So zum Beispiel Michael Schumacher. Sicherlich ein brillanter Fahrer. Aber meiner Meinung
nach als Mensch völlig überbewertet. Ihm fehlt einfach die Aura des Helden. Zu glatt wurde sein Image von PR-Beratern gebügelt, als das es noch glaubwürdig ist. Trotzdem, seine Leistung lässt ihn zum sportlichen Gegenstück von Einstein werden… (Schuhmacher Fans mögen mich hier entschuldigen. Der Artikel stammt aus dem Jahr 2007).

Helden der Berge?

Als Mountainbike-Fan hat man es bei der Suche nach dem universellen Helden schon schwerer. Kaum einer ist über die Zielgruppe hinaus bekannt. Deshalb weiten wir unseren Blickwinkel und siehe da, wer rückt ins Sichtfeld? Richtig!!! Jan Ullrich! Gefallener Eroberer der Tour de France. Doch wir wollen nicht ihn persönlich verteufeln, sondern die Mentalität, die im Sport Einzug gehalten hat. Sieg um jeden Preis! Sicherlich muss dies die Maxime eines jeden Gladiators der Neuzeit sein. Der Sieg um jeden Preis unter Zuhilfenahme aller zur Verfügung stehenden legalen Mittel!!!

Doping? Nein Danke!

Leider beschränkt sich die Wahl der Waffen nicht mehr auf die Erlaubten, sondern es wird ein Trend in Richtung Unerlaubten verzeichnet, welcher in der Geschichte seines Gleichen sucht! Sicherlich ist das Phänomen nicht damit zu erklären, dass Kinder durch die Geschichte von Hase und Igel und David und Goliath bereits den Eindruck vermittelt bekommen, das Lug und Trug gesellschaftlich akzeptabel sei. Der Schwächere besiegt den Stärkeren durch List und Tücke. Dies auf den Sport zu übertragen, halte ich für mehr als fragwürdig. Beim Sport geht es eigentlich um Fairness, um einen Kräftevergleich unter Bedingungen die für alle teilnehmenden Kämpfer gleich sind. Sicherlich sind im Moment die Rennradfahrer die Bösen. Doch wer sich selbst gegenüber ehrlich ist, der weiß, dass in allen anderen Sportarten genauso hemmungslos gedopt und betrogen wird, wie im Rennradbereich.

Dann lieber keinen Sport!

Genau hier ist für mich der Punkt erreicht, an dem Sport ad absurdum geführt wird. Wer betrügt, um zu siegen, der hat den Sinn und die Botschaft, welche hinter einem sportlichem Wettkampf steht, nicht verstanden. Das ist so, als würde ein Soldat sagen: Kommt ruhig raus, wenn Ihr Euch ergebt passiert Euch nichts und dann doch alle erschießt. Moralisch und ethisch nicht zu vertreten.
Ein Sportler der dopt, könnte seinen Gegnern besser ein Messer ins Bein stoßen oder ihm die Arme abhacken. Es wäre kein Unterschied zur Einnahme verbotener Substanzen. Meiner Meinung nach sind die Strafen viel zu gering. Zwei oder vier Jahre Sperre? Lächerlich! Der Betrug – oder auch nur der Versuch – ist das Schlimmste, was bei einem sportlichen Wettkampf getan werden kann. Ich bin nicht gedopt und deshalb dürft Ihr mich nicht untersuchen! Bei Dopingverdacht eine Blutprobe verweigern? Wieso verweigern, wenn man nichts zu verbergen hat? Wie kann so etwas in Ordnung sein? Fährt man betrunken Auto, hat man diese Möglichkeit nicht. Die Blutentnahme wird richterlich angeordnet und fertig (wohl gemerkt, der betrunkene Autofahrer verdient weder sein Geld mit dem Fahren unter Alkoholeinfluss, noch steht er im Blickfeld der Öffentlichkeit, er gefährdet nur selbige). Es gilt, den Sport wieder ehrlich werden zu lassen. Schön, dass Leute wie Ullrich einen neuen Job gefunden haben. Doch was, wenn er wirklich gedopt war? Dann trainiert er jetzt ein Team und kann sicher sein, dass wenn er dieses zum Sieg spritzt, er keine Konsequenzen fürchten muss. Jemand der betrügt, oder auch nur in den Verdacht gerät, nicht ehrlich seine Siege errungen zu haben, sollte für niemanden Vorbild sein dürfen. Wieso können weitere Tests verweigert werden? Hier geht meine Forderung an die Verantwortlichen ganz klar in eine Richtung: Wer betrügt, oder dies versucht, sollte auf Lebenszeit von allen sportlichen Events und dem damit zusammenhängenden Umfeld ausgeschlossen werden (wie bei Ärzten, sollte ein Berufsverbot ausgesprochen werden).

Legalize it!

Die andere Lösung wäre das legalisieren von Dopingsubstanzen. Dann kann es, wie in der Formel 1, eine Fahrer- und eine Konstrukteurswertung (Pharmakonzernwertung) geben. Ich distanziere mich hier völlig von allen Betrügern und Dopern und Leuten die dies gut heißen. Dopen heißt, den sportlichen Gedanken vergewaltigen und sollte genauso geächtet sein wie Raub und Mord.

Hartes Training ist notwendig!

Ich möchte die Leistung der Sportler, die sich illegaler Mittel bedienen, nicht schmälern. Mit Sicherheit kann kein talentfreier, untrainierter Durchschnittsradler oder Jogger, oder was auch immer, durch ein „Spritzken“ mit der Weltelite mithalten. Trainiert werden muss in jedem Fall. Doch da es um 1000stel Sekunden geht und ein Leistungsunterschied sich nicht mehr in Minuten ausdrückt, ist es noch verwerflicher dem Sportler gegenüber, welcher seine Leistung ohne Drogen erreicht. Wie schlecht muss es um die Moral eines solchen Betrügers bestellt sein, wenn er sich offensichtlich „ehrlich“ über einen unverdienten Sieg freuen kann. Auch Argumente wie: „Die anderen machen es doch auch“, zeugen von einem fundamentalen Unverständnis des sportlichen Geistes. Um Jan Ullrich nicht alleine stehen zu lassen, hier exemplarisch noch einige Überführte, welche mit unlauteren Mittelchen die Sympathie der Zuschauer einheimsten: Tom Simpson (1967 der erste Dopingtote der Tour de France) Ben Johnson (1988 Weltrekord über 100 Meter, Stanozolol sei Dank) Katrin Krabbe(1991 Weltsportlerin des Jahres mit Clenbuterol) 19 Mitglieder des Festina Tour de France Teams von 1998 (EPO-Power macht die anderen sauer) Dies ist natürlich nur die berühmte Spitze des Eisbergs.

Fazit: Traue keinem, der schneller ist, als du selbst. Leider kann man die Leistungen eines Ausnahmesportlers kaum noch würdigen, da im Hinterkopf immer die Frage herumschwirrt, ob die Leistung ohne Pharmaindustrie zustande gekommen ist. Somit wird betrugsfreier Sport immer unattraktiver.