Abgymnic - Muckis aus der Lithiumzelle

Abgymnic – Muckis aus der Lithiumzelle

Immer wieder werden wir vom Home-Order-Television bedrängt, endlich etwas gegen die deutsche Bierbäuchigkeit zu unternehmen. Nein, es wird nicht aufgefordert die hemmungslos ausgelebte Fresssucht in vernünftige Bahnen zu lenken. Auch soll man sich nicht mit der chemischen Keule auf durch Bulimie verursachte Modellmaße hungern. Nein, nein und nochmals nein. Ein unscheinbarer Gürtel soll den auf fünffachen Normalumfang geblähtem Bauch in ein ansehnliches Arnold Schwarzenegger-Waschbrett verwandeln. Nebenbei kann man auch noch andere Muskeln wie Arme, Beine und Gott weiß wo der Gürtel überall hinpassen soll, trainieren. Also mehr Power für die Arme und Beine (Noch schnellere Up- und Downhills, noch höhere und weitere Jumps).

Abgymnic aus dem Schrönzladen

Anstatt das Gerät beim HOT käuflich zu erwerben fiel es uns in einen dieser „Schrönzläden“ wie „Rudis Reste Rampe“, „Nix wie hin“, „Alles muss raus“ in die Hände. Für 10 Euro erhält man: 1 Pad mit Steuergerät, 1 langen Gürtel und 1 kurzen Gürtel, sowie 2 klitzekleine Knopfzellen. Die beiligende Anleitung besteht aus einem mehrseitigen Blättchen, welches den Eindruck vermittelt das Druckfarbe preislich noch über Gold liegen muss. Sehr blass! Also kurz studiert und schon ausprobiert. Es lassen sich sechs verschiedene Trainingsprogramme auswählen. Klangvolle Namen wie: „Crunch Craze“ und „Iron Man“ versetzen uns in verzückte Erwartung. Am besten sofort loslegen! Leider befindet sich kein Leitgel im Lieferumfang und selbstverständlich haben die Geschäfte und Apotheken schon zu! Normalerweise müsste doch das Anfeuchten reichen, oder? Feucht und fröhlich spannen wir das Teil über die ausgeleierten Fettschichten am Bauch. Ein kurzer Blick in die Anleitung: Erstens: mit „On“ einschalten, dann mit „Mode“ das gewünschte Trainingsprogramm auswählen. Zwei LEDs die in rot oder grün leuchten informieren über den Status und das gewählte Programm. Mehrmaliges drücken auf „On“ erhöht die Intensität und das drücken auf „OFF“ schwächt diese in 10 Stufen bis 0 ab. Soweit, so gut. Auf Stufe „1“ ist kaum etwas zu spüren, ab Stufe 4-6 stellen sich erste Muskelkontraktionen ein. Ab Stufe 7 verwandelt sich das Gerät in einen Folterknecht erster Klasse.

Stechende Schmerzen bei der Verwendung

Stechende Schmerzen, vergleichbar mit 1000 Nadelstichen gleichzeitig, malträtieren den Bauchmuskel. Anscheinend war die Idee mit dem Wasser anstelle des Leitgels doch nicht so gut. Nach 10 Minuten schaltet der Torturengürtel sich ab, die Trainingseinheit ist beendet. Ein Test der anderen Trainingsprogramme verändert den Eindruck nicht mehr wesentlich. Am nächsten Tag ist der Bauch mit entzündeten „Einschusslöchern“ versehen. Im Normalfall hätte ein angeblich CE geprüftes Gerät eine Verletzung verhindern müssen. Eine recht einfache elektronische Schaltung hätte die Wunden verhindern können. Die Erwartung die das Gerät durch die Werbung weckt, werden keinesfalls erfüllt. Billigste Verarbeitung, mangelhafte Anleitung. Die Werbeaussagen sprechen von einem Muskelaufbau und Fettabbau. Dies trifft in geringem Umfang zu. Aber die abgebaute Fettmenge dürfte sich in Richtung Null bewegen. Die Energie die der Muskel zu Kontraktion benötigt, wird aus dem umliegenden Gewebe gewonnen, wie auch aus dem Muskel. Da weder Herz noch Kreislauf in erhöhte Tätigkeit versetzt werden ist der Kalorienverbrauch fast Null. Um Muskelaufbau nachzuweisen müsste man sich mit dem Gerät über mehrere Wochen quälen. Dies halten wir jedoch für mehr als bedenklich.

Kein Trainingseffekt feststellbar

Selbst wenn der Muskel gestärkt werden sollte, so bleiben doch Sehnen und Gelenke untrainiert. Einzig die Tatsache das eine kleine Knopfzelle soviel Energie entwickelt versetzt uns ins Staunen. Auf die gefahren der elektrischen Muskelstimulation geht die Anleitung überhaupt nicht ein. Die muskelbepackten Körper in der Werbung sind aller Wahrscheinlichkeit nach, durch ganz normale sportliche Aktivitäten geformt worden und mit Sicherheit nicht durch das tragen des Abgymnic. Eine Kaufempfehlung können wir nicht aussprechen. Die 10 Euro sollten lieber in eine Sportmatte investiert werden. Diese kann man für die verschiedensten Übungen nutzen (Situps usw.). Das stärken der Arme dürfte bei normalgebauten Bikern auch schwierig werden – Das Kontaktpad überlappt beim Anlegen und somit ist die Funktion nicht mehr gegeben.

Fazit: Rausgeworfenes Geld. Gesundheitlich zumindest bedenklich. Für Profis die über die entsprechende Fachkompetenz für den Einsatz eines EMS-Gerätes verfügen aufgrund der nur sechs zur Verfügung stehenden Programme ebenfalls nicht geeignet. Ein Flopp auf der ganzen Linie.