Peugeot Allure AS01

Biketest: Peugeot Allu­re AS01 – Schwarzes Biest – Made in France

Franzosen sind ja bekanntlich ein Völkchen für sich. Allerlei Komisches kommt aus unserem Nachbarland: Froschschenkel als Delikatesse, ein paar fragwürdige Helden in Form der drei Musketiere, schlechte Autos und geile Bikes. Stop! Komisch? Geil? Ja. Das Peugeot Allure ist eines der schönsten Urban Bikes die uns in den letzten Jahren unter den Hintern gekommen sind. Matt, schwarz, schön und schnell. Das sind die herausragenden Eigenschaften des Carbon-Flitzers. 

Zweifelsohne bin ich von frühen Bike-Erinnerungen positiv voreingenommen gegenüber der Marke Peugeot. Mein erstes Rennrad war ein weißes Peugeot mit Stahlrahmen und orangenen Aufklebern. Viele Kilometer hat mich das Rad über deutsche Straßen befördert, bis es schlussendlich in den Ruhestand geschickt wurde. Ich kann mich allerdings nicht mehr erinnern, ob ich es verkauft oder gegen eine Couch getauscht habe.

Peugeot Allure AS01 – Carbonrahmen und Carbongabel

Optisch kommt das Allure gänzlich anders als meine Jugenderinnerung daher. Es ist komplett in matt-schwarz gehalten und gleicht eher Darth Vader als einem weißen Schimmel, auf dem ich zur Weltrettung aufbreche. Als Eyecatcher sind sämtliche Bowdenzüge in orange gehalten. Eine echte Augenweide, die an keiner Stelle billig aussieht. Wer hofft, dass das Allure sein edles Carbon effekthaschend offen zur Schau stellt, den müssen wir leider enttäuschen. An keiner Stelle blitzen die Kohlefasern durch. Mattes schwarz, so weit das Auge reicht. Mit einem Gewicht von unter neun Kilogramm wird klar: das ist kein tollpatschiger Labrador, sondern ein agiler Panther. Wer beherzt in die Pedale tritt, bekommt als Pilot den Eindruck, dass einer der sagenumwobenen Sattelrohrmotoren der Tour-de-France verbaut wurde. Ungestüm drängt das Peugeot Allure AS01 nach vorne. Das weniger mehr ist, wird spätestens bei der Anzahl der Gänge klar. 20 sind es. Unserer Meinung nach hätten es wohl auch 10 getan.

Starker Sprinter mit viel Ausdauer

Wie ein heißes Messer durch Butter, schneidet das Allure AS01 durch den Verkehr. An der Ampel lauert es geduckt, um mit einem Satz über die Kreuzung zu hechten und die Jack Wolfskin tragende Lehrkörperschaft zurück auf den Radweg zu schicken. Trotz des steilen Lenkwinkels, der fehlenden Federung und der sehr schmalen Bar, rollt das Bike perfekt geradeaus und zeigt sich auch auf den ruppigen Straßen in NRW als souveräner Kämpfer und folgt willig jeder noch so kleinen Lenkkorrektur. Die Federung ist natürlich nicht auf Freeride-Niveau, doch die Carbongabel flext einige Unebenheiten weg, ohne weich oder unpräzise zu wirken. Selbst ein paar beherzte Bunny Hops über Verkehrsinseln, Bürgersteige und Kleinsthunde in der Innenstadt lassen sich realisieren, ohne das es sich eigenartig anfühlt. Die enorme Steifigkeit des Rahmens mit dem sehr kurzen Oberrohr fühlen sich ein wenig BMX-like an. Leider ohne die relaxte Sitzposition, die eine ordentliche Layback-Sattelstütze (Marke Pro-Neck, schöne Grüße an die 80er) vermittelt.

Teures Universaltalent – Peugeot Allure AS01

Mit 1.869,00 Euro ist das Rad bestimmt kein Schnäppchen. Doch Design und Fahreigenschaften sind über jeden Zweifel erhaben. Wer ein Rennrad sucht, der findet bestimmt stimmigere Drahtesel. Aber wer ein schnelles Tourenrad mit hohen Ambitionen und krassem Motivationsfaktor sucht, liegt genau richtig beim frischen Franzosen. Die Pivot-Bremsen von Shimano verzögern das Allure auf Scheibenbremsen-Niveau. Bei Nässe tun sich die Bremsen etwas schwerer. Sie verzögern wirklich phänomenal gut aber leider weit über der Haftfähigkeit der Reifen. Bei Nässe sollte eine gesunde Vorsicht in der Kurve walten, sonst drohen spektakuläre Drifts über das Vorderrad und die enden bekanntermaßen nie gut.

Fazit: Ich bin immer noch der Meinung, dass Frankreich die schlechtesten Autos baut und die komischste Sprache der Welt hat. Mit dem Peugeot Allure AS01 wird man jedoch sofort zum echten Frankreich-Fan. Zur Not würde ich dafür sogar ein paar Schnecken und Froschschenkel mit einem Glykol verlängerten Rotwein runterspülen. Das Rad fährt einfach spektakulär gut. Direkt, schnell und mit enormen Vorwärtsdrang. Etwas schade ist der wilde Komponenten Mix. Allerdings eher psychologisch. In der Summe ist das Bike ein Feinschmecker-Gericht das alle Sinne gleichermaßen anspricht. Es funktioniert perfekt.