Beleuchtung Mountainbike im Test

Beleuchtungssysteme im Test – Let there be light, let there be rock

Die Altrocker von ACDC haben es in Worte gefasst: Let there be light, let there be rock! Trefflicher kann man die Verwendung der Bikelampen nicht beschreiben. Neben Regen und Kälte ist die Dunkelheit im Winter Spasskiller Nummer 1. Unter Einsatz Ihres Lebens testete das Team der mtb-extreme Lichtspender der „unterschiedlichen“ Art. Es traten drei unterschiedliche Konzepte zum Show-Down an: Zwei Headlights, zwei normale Lampen mit Straßenverkehrszulassung und zwei Boliden mit externer Stromversorgung. Um den Test noch weiter zu erschweren, wurde je ein altes Modell und ein neues Modell gegeneinander getestet. Direkt aus dem Test nahmen wir die Kopflampen von Night-Eye und OrinaXX. Deren Licht erlaubt vielleicht ein Joggen bei Dunkelheit, doch für den Highspeed-Betrieb auf dem Mountainbike ist die Leuchtweite und Helligkeit einfach zu gering. Je weiter und gleichmäßiger eine Lampe das Sichtfeld ausleuchtet, umso sicherer fährt man. Eine Lampe wird sinnlos, wenn sie lediglich die Strecke ausleuchtet, die schon während der Reaktionszeit zurückgelegt wird. Bei einem Tempo von 30 km/h sind das immerhin 8 Meter pro Sekunde. Diese 8 Meter plus eine kleine Sicherheitsreserve ergeben eine Mindestleuchtweite von 10 Metern. Bis auf die Kopflampen ist das für alle Bike-Beleuchtungssysteme, die wir testeten, kein Problem.

Trelock – Das dynamische Duo

Die Trelock LS 500 und LS 510 sind ein Lampen-Duo mit Straßenverkehrszulassung. Der vordere Scheinwerfer bezieht die Energie für das 2,4 Watt starke Leuchtmittel aus den fünf mitgelieferten 1500 mAh-Akkus. Nach knappen 5,5 Stunden Ladezeit (Ladegerät wird ebenfalls mitgeliefert) wird die Nacht zum Tag (mit Akkus für circa 3,5-4 Stunden). Die hintere Lampe LS 510 kommt im handlichen Squashball-Design daher. Wie ein mit Leim bestrichener Squashball klammert sich die LED-befeuerte Lampe an die Sattelstütze. Im Gegensatz zur vorderen, wird diese mit normalen Batterien (AAA) betrieben. Angesichts des geringen Stromverbrauchs der LED-Technik, kein Faktor, der zur Abwertung führt (Leuchtdauer mehr als 30 Stunden). Die Montage beschränkt sich auf das Anbringen der zwei Klemmhalter mit je einer Schraube. Die Snap-Lock-Funktion kann auch überzeugen. Nur ein Griff ist nötig, um die Lampen von ihren Halterungen zu trennen und diebstahlsicher im Rucksack zu verstauen. Während die hintere Trelock LS 510 durch eine innenliegende, patentierte Niveauregulierung auffällt, kann die vordere Trelock LS 500 seitlich zur Fahrtrichtung geschwenkt werden. Für ein straßenzugelassenes Beleuchtungssystem ist die Lichtausbeute erstaunlich. Wird die für die StvZO benötigte Leuchtstärke aufgrund leerer Akkus unterschritten, wird dies von einem Batterie-Indikator angezeigt. Die mehrsprachige Bedienungsanleitung ist übersichtlich gestaltet und ermöglicht es auch Leuten mit zwei linken Händen, die Lampen zu montieren. Für den Frontreflektor wird gleich noch eine zweite Batteriefachklappe beigelegt.

Fazit: Vernünftige Lampe zum erschwinglichen Preis. Kauftipp für Cross-Country, Freerider und Gelegenheitsfahrer welche, auf den breiteren Waldwegen bleiben. Mit einem Preis von 46,95 unser ungeschlagener Preis-/Leistungssieger.

Cateye HL-1600 G und TL-LD250 G

Schon etwas betagt aber immer noch im Einsatz! Bis jetzt erfüllte das StvZO-zugelassene Beleuchtungssystem zufriedenstellend seinen Zweck. Im direkten Vergleich kann das Cateye gegen das
konzeptionell gleiche Trelock nicht bestehen. In Punkto Leuchtstärke, Leuchtweite und Leuchtdauer verliert das Cateye ganz klar. Die Stromversorgung wird über normale Akkus (nicht im Lieferumfang) 5 x Type AA sichergestellt. Zum Laden der Akkus verbleiben diese in der Lampe. Für den normalen Straßeneinsatz ist es völlig ausreichend und ein Neukauf rechtfertigt sich nicht. Frei nach dem Motto: „Es frisst ja kein Brot“ kann es getrost weitergenutzt werden. Bei dem Cateye-System war leider auch kein Akkuladegerät und entsprechende Akkus beigelegt. Diese mussten zusätzlich erworben werden. Die Befestigung erfolgt wie üblich mitKlemmschellen. Beigelegt sind jede Menge Kunststoffstreifen, um die Klemmschellen an unterschiedliche Rahmendurchmesser anzupassen. Die Lampen können mit einer Schnellentriegelung abgenommen und in die Tasche gesteckt werden. Keine Chance für Langfinger!

Fazit: Alt und gut, ausreichende Leistung für Crosscountry-Touren und den Einsatz im täglichen Bikerleben. Die hintere Lampe scheint heller als die Trelock. Nachteil: Unvollständiger Lieferumfang (keine Akkus und kein Ladegerät).

Sigma Mirage

Die Sigma Mirage verfolgt einen völlig anderen Ansatz. Bei diesem Beleuchtungssystem sind Lampe und Akku voneinander getrennt. Der Vorteil bei dieser Art der Konstruktion liegt in der Akkugröße. Da die Stromversorgung im Flaschenhalter untergebracht wird, kann diese entsprechend voluminös ausfallen. Faustregel: Je größer der Akku, umso größer die Betriebszeit oder umso stärker die Leuchtkraft und Leuchtweite. Ein Nachteil ist das Gewicht, welches um einiges höher liegt, als bei den integrierten Systemen. Störend bei der Mirage war der Akkupack. Die rechteckige Form verhindert einen festen Sitz im Flaschenhalter. Schon bei einem einfachen Bunny Hop verabschiedet sich der Akku mit lautem Gepolter. Genau um dies zu verhindern, liegen dem Paket Gummibänder bei! Diese haben wir natürlich, besserwisserisch wie wir sind, ignoriert. In punkto Leuchtkraft und Leuchtweite kann die straßenzugelassene Mirage überzeugen. Unbedingt beachtet werden sollten die Lade- und Ruhezeiten für den Akku. Lobenswert zu erwähnen ist auch die Option, die Sigma mit zwei Lampen zu betreiben. Die Nacht wird zum Tag. Nachteil beim Betrieb  mit zwei Leuchtmitteln ist natürlich der doppelt so hohe Stromverbrauch und der Verlust der Zulassung. Die Ladezeit von 7 Stunden ist auch zu verschmerzen. Da sieben plus eine Stunde Ruhe ungefähr dem Schlafbedarf eines Bikers entspricht, kann der nächste Sonnenaufgang locker von der Sigma überstrahlt werden. Der Betrieb im Rahmen der StvZO wird über einen LED-Indikator signalisiert. Wer sich nicht mit Ladezeiten beschäftigen möchte, sollte als Alternative das NI-Pack von Sigma ins Auge fassen: Superleicht und Strom für 4 Stunden Dauerbetrieb.

Fazit: Eine Lampe für alle Fälle. Bis auf den Akku, welcher sich nicht so recht in irgendwelche Flaschenhalter integrieren will, ein Beleuchtungssystem ohne Tadel. Sehr gut: Die Klemmlösung die keine Trägerkonstruktion für die Lampen benötigt.

Specialized Pro View

Die Specialized ist ebenfalls eine Lampe die schon ein wenig betagter ist. Der Akku in Flaschenform sieht nicht nach Großserie aus. Die Lampengehäuse überzeugen durch ihr robustes Design und würden auch einem Motorrad zur Ehre gereichen. Die Lichtausbeute dieser nicht StvZO- zugelassenen Beleuchtungseinheit ist unglaublich. Taghell leuchtet die Lampe das vor einem liegende Umfeld aus. Der Lichtstrahl sollte nicht auf Personen oder Lebewesen für längere Zeit verbleiben: Durch die immense Lichtstärke zerfallen eben nicht nur Vampire zu Staub. Für die Vampirjagd auf Schusters Rappen bietet sich der mitgelieferte Hüftgurt an und wer sich als Höhlenforscher verdingen möchte, findet sicherlich Gefallen an der Helmhalterung.

Fazit: Bei der Specialized-Lampe kann man getrost sagen: Früher war alles besser. Obwohl sie schon einige Jahre auf dem Buckel hat, strahlt die Specialized wie am ersten Tag. Weder der Akku noch die restliche Hardware zeigt Ermüdungserscheinungen. Zugegeben, wie neu sieht sie nicht mehr aus. Aber wo gehobelt wird, da fallen Späne. Die wahnwitzige Leuchtkraft geht natürlich zu Lasten der Zulassung
und treibt jedem Gesetzeshüter, im wahrsten Sinne des Wortes, die Tränen in die Augen.

Gesamt-Fazit: Erwartungsgemäß leisten die Systeme mit externen Akkus mehr. Für den Otto-Normal-Biker, welcher gemütlich durch die Feldwege radelt, sind die Lampenkits mit integrierten Akkus mehr als ausreichend. Wer aber knallharte Downhills und knackige Singletrails bei totaler Finsternis befahren will, der sollte sich für das Sigma- oder Specialized-System entscheiden. Leider muss man sich zwischen „Hell“ und „Durst“ entscheiden, da die Akkumulatoren im Flaschenhalter residieren. Wohl dem, der einen zweiten Halter sein Eigen nennen kann. Unverständlicherweise setzt keiner der Hersteller auf die neue Lithium-Ionen-Akku-Technologie. Diese verlieren selbst bei langer Lagerung nur unwesentlich wenig Ihrer Ladung. Die Metall-Hybrid- und Nickel-Cadmium-Akkus erfordern einiges an Mitdenken vom Anwender. Fehlt eine Ladeelektronik muss der User peinlichst genau auf die benötigten Ladezeiten achten. Ein Überladen der Akkus verringert deren Lebensdauer ebenso, wie unvollständiges Entladen oder Tiefenentladen, auch Nachladen eines nicht leeren Akkus wirkt sich nachteilig auf dessen Lebensdauer aus. Sehr störend auch der Memory-Effekt bei den Metallakkus. All dies sind Probleme, die über eine ausgeklügelte Ladeelektronik gemindert, aber nicht verhindert werden können. Lithium-Ionen-Akkus kennen solche Schwachstellen nicht und lassen sich auch wesentlich schneller nachladen bzw. aufladen. Auch das geringere Gewicht kann überzeugen. Wahrscheinlich scheuen die Hersteller noch die relativ hohen Kosten für die Hightechakkus. Eine Wahlmöglichkeit wäre sicherlich sinnvoll. Engagierte Bastler kaufen einen Lithium-Ionen-Akku und basteln sich ihr persönliches
Kraftwerk.