Was waren das für Zeiten, als Bremsen aus zwei einfachen Metallbügeln bestanden haben. Die Montage und Wartung war ein Kinderspiel. Ab und zu wurde mal der Bowdenzug erneuert. Bremsbelag wechseln ging mit einer Schraube. Mit dem Einzug der Cantilver- Bremsen und V-Brakes gestaltet sich Wartung und Einstellung zusehends schwieriger. Die Scheibenbremse machte dann den etwas zurückhaltenderen Schraubern unter den Bikern komplett den Garaus. Hydraulische Systeme mit Öl oder Bremsflüssigkeit, komplizierte Bremsbelag-Aufnahmen usw. ließen das Anhaltewerkzeug wie Zauberei anmuten.
Bremsbelang wechseln: Alles gar nicht so schlimm!
Wer den Unterschied zwischen einem Kreuzschlitzschraubendreher und einem Innensechskant erkennen kann, der kann auch seine Bremsbeläge selbst wechseln. Wie immer an dieser Stelle lehnen wir jedwede Verantwortung für Ungemach an Leib und Leben ab. Wer sich unsicher ist, der sollte die Finger davon lassen. Wer die Anleitung Schritt für Schritt befolgt, dürfte aber keine Schwierigkeiten bekommen. Es muss penibel darauf geachtet werden, das weder neuer Bremsbelag, noch Bremsscheibe mit Öl oder sonstigen Schmierstoffen in Berührung kommen. Auch der Boden sollte vor Öl geschützt werden. Es empfiehlt sich, einen Auffangbehälter oder aber eine Folie zu verwenden.
Bremsbelag wechseln:
01 Bremssattel lösen
02 Bremshebel parallel zum Boden ausrichten. So verringert sich die Menge des austretenden Öls beim Zurückstellen der Bremskolben und es kann keine Luft in den Bremskreislauf gelangen
03/04 Bremszylinder öffnen. Damit der Druck beim Zurück drücken der Bremskolben entweichen kann, muss der Bremszylinder geöffnet werden. Achtung: Öl könnte auf den Boden oder die Bremsscheibe tropfen.
05/06 Bremsbelag entfernen. Mit einer Spitzzange den Splint gerade biegen und die Bremsbeläge entfernen. Der Splint gehört zum Lieferumfang der Bremsbeläge und sollte immer mit gewechselt werden.
07 Mit einer Zange wird jetzt der Bremsbelang gleichmäßig zurück gedrückt. Unbedingt darauf achten, das dies gleichmäßig geschieht und sich der Kolben nicht verkantet. Wer will, kann die Zange reinigen und den Kolben bei Bedarf gängig machen.
08 Bremsbeläge und Federstahl zusammenlegen.
09 Bremsbeläge in die Bremszange einsetzen.
10 Bremsbeläge mit dem Splint wieder sichern. Den Splint sorgfältig wieder spreizen.
11 Bremssattel wieder auf die Bremsscheibe stecken.
12 Öl oder Bremsflüssigkeit nachfüllen. Wichtig: Niemals in Bremsen für Öl Bremsflüssigkeit einfüllen oder umgekehrt.
13 Membran wieder aufsetzen und Bremszylinder verschrauben.
14 Befestigungsschrauben des Bremssattel mit Schraubensicherungsmittel benetzen.
15 Bremssattel festschrauben. Dabei ist darauf zu achten, dass die Beläge absolut parallel zur Bremsscheibe laufen. Trick: Einer betätigt den Bremshebel bei noch lockerem Sattel und der andere zieht die Schrauben fest. Wichtig: Nicht zu fest – Sonst können die Schrauben abreißen.
16 Bremshebel wieder in die Fahrposition zurück stellen. Wer vorher mit einem Stift die Stellung markiert hat, muss nicht lange probieren.
War doch nicht so schwer, oder?
Da es sich bei den Bremsen um eine wichtige Einrichtung am Bike handelt, sollte die Funktion vor der ersten Ausfahrt bzw. nach dem Wechseln der Beläge gründlich überprüft werden. Wenn Luft ins Leitungssystem gekommen ist, kann es passieren, dass plötzlich kein Bremsdruck mehr vorhanden ist und Ihr ins „leere“ greift. Mehrfaches pumpen mit dem Hebel baut dann wieder genügend Bremsdruck auf. Wenn das der Fall ist, muss die Bremse entlüftet werden. Es dürfen auch immer nur zur Bremsanlage passende Bremsbeläge verwendet werden. Auch wenn die Form optisch ähnlich ist, kann der Materialmix, die Aufhängung oder sonst was anders sein und plötzlich ist überhaupt keine Bremsleistung mehr vorhanden. Bei den Belägen muss man jedoch nicht unbedingt auf die Originalen vom Hersteller zurückgreifen. Kompatible tun es auch. Ein Preisvergleich im Internet bietet sich an. Bei den in der Anleitung verbauten war eine Ersparnis von mehr als der Hälfte möglich. Die hier gezeigte Shimao Scheibenbremse M485 hat vom ersten Tag an mit dem Ausbleiben von Bremsleistung geglänzt. Mit den neuen Belägen funktioniert sie etwas besser. Scheinbar wurden die Beläge in ihrer Zusammensetzung verändert um bessere Reibwerte zu erreichen.
Nochmal zur Sicherheit: Wir sind für Schäden die durch unsachgemäße Arbeiten an der Bremsanlage entstehen nicht verantwortlich. Für alle Arbeiten ist der Ausführende selbst verantwortlich.
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