Poc Receptor Flow Test

POC Receptor Flow – Ein Helm wie ein Volvo

Schweden ist neben dem Stahl, welcher fast so legendär ist wie das deutsche Äquivalent (welches etwas in Verruf geraten ist) berühmt für seine überaus sicheren Autos. Der Autohersteller „Volvo“ genießt den Ruf, besonders zuverlässige und sichere Autos zu bauen. „POC“ baut weder Autos noch kocht „POC“ Stahl. Vielmehr hat die in Schweden ansässige Firma es sich zur Aufgabe gemacht, für Sicherheit beim Biken und Boarden zu sorgen. Neben Protektoren, Brillen und Klamotten werden auch Helme veräußert. Besondere Aufmerksamkeit erregte der „POC Receptor Flow“. Eine Dirt-Schale mit gelungener Optik. Ob die Schüssel hält was sie
verspricht, haben wir geprüft.

Der will nicht nur spielen!

Der „POC Receptor Flow“ macht seiner Herkunft alle Ehre. Schweden! Schon beim ersten anfassen wird klar: Der will nicht nur spielen! Der in Schweden konstruierte/konzipierte und in China gefertigte Helm macht auf den ersten Blick einen guten Eindruck. Kein einziger Grat oder Kante verunstalten das Finish der neon-orangenen Schönheit. Die Polycarbonat-Schale ist wirklich perfekt. Alle Kanten sind abgerundet. Der EPS-Liner (oder in deutsch: Das Styropor-Inlay) des Helmes ist an neuralgischen Punkten, die besonderen Schutz benötigen, verstärkt ausgeführt. Bei der Konstruktion stand maximale Bewegungsfreiheit und Sicht im Vordergrund. Das ist uneingeschränkt gelungen. Der Helm macht sich nie störend bemerkbar. Er schränkt weder das Gesichtsfeld, noch die Bewegungsfreiheit ein. Ein Kritikpunkt am „Receptor Flow“: Das Gewicht! Mit 552 Gramm ist der „Flow“ unter den Dirt-Helmen ein echtes Schwergewicht,. Allerdings ist die Schale mehr als stabil.

Receptor Flow – Das Schwergewicht

Es ist unmöglich den Helm mit der Hand zu verformen. Für das Mehr an Sicherheit sind einige Gramm Gewicht durchaus akzeptabel. Das
Gurtsystem lässt sich bequem und einfach verstellen und arretieren. Im Nacken versteckt unter den Polstern, ist die Größenverstellung
angebracht. Einfach und effizient. Die Enden der Gurte werden einfach mit einem Klettstreifen verbunden. Je nach dem, wie man diese positioniert, lässt sich der „Receptor“ an den Kopf anpassen. Mit diesem System hat der Helm einen Verstellbereich von circa einer Größe. Der Dirt/BMX Helm ist in drei verschiedenen Grund-Größen lieferbar: XS-S, M-L & XL-XXL. Der Helm fällt recht klein aus. Eine Anprobe ist ratsam. Die riesigen Ventilationsöffnungen sorgen für ausreichend Frischluft. Für eiskalte Wintereinsätze vielleicht sogar etwas zu viel. An den ersten Tagen des Tests war es kalt, so dass ein eisiger Wind durch die Flow-Holes pfiff. Besser man packt noch einen Buff zwischen Helm und Hirn, so lassen sich Erfrierungen vermeiden. An wärmeren Tagen ist der Helm optimal durchlüftet. Es
bildet sich kein Hitzestau, der die Rübe weichkocht.

Bankers Brim – von wegen Buchhalter

Das kleine Schirmchen (Bankers Brim) wurde in der Redaktion kontrovers diskutiert. Trotz der geringen Größe, bietet dieses „Buchhalter-Schirmchen“ einen guten Blendschutz, ohne die Sicht zu beeinträchtigen. Der Schirm wird einfach nur zwischen innerer und äußerer Schale eingeklemmt. Mit einem kräftigen und beherzten Ruck, lässt er sich entfernen. Was bei vielen normalen Helmen zu kurz kommt, nämlich der Schutz des Nackens, ist beim Flow kein Thema. Im Nackenbereich ist der Helm weit heruntergezogen und ein wenig nach außen gestellt. So ist der sensible Bereich sehr gut gesichert.

Deppen gibt es überall

Warum sollte man sich mit mehreren Helmen ärgern? Einer genügt! Wer selbstbewusst genug ist und über eine gehörige Portion Ignoranz verfügt, der trägt den Helm immer. Wir hatten jedenfalls jede Menge Spaß im Straßenverkehr mit der neonorangenen Schüssel weniger nervenstarke Autofahrer zu erschrecken. Weniger witzig waren die Kommentare einiger, geistig weniger gut Beseelter. Aber Frotzeleien ignoriert man ja einfach weg (klappt bei Hunden, Kindern und Deppen gleichermaßen).

Kinnverschluss ist verbesserungsfähig

Das Riemensystem wird über einen einfachen Klemmmechanismus nach dem korrekten Einstellen fixiert. Einfach und effektiv. Ein echter Kritikpunkt ist der Kinnverschluss der Riemen. Dort soll ein einfacher Plastikclip für sicheren Halt sorgen. Im Motorrad-Rennsport sind solche Verschlüsse aus gutem Grund verboten. Die filigranen Clips können bei extremer Belastung brechen oder sich öffnen. Einen Helm mit dem Anspruch maximale Sicherheit zu bieten, sollte sich einen solchen Schwachpunkt nicht leisten. Besser, wenn auch weniger komfortabel, wäre ein Doppel-D-Verschluss. Leider wird dieser Verschluss von fast keinem Hersteller eingesetzt. Hier wäre ein Blick über den Tellerrand angeraten. Manche Bike-Helm-Hersteller fertigen auch Motorradhelme (oder umgekehrt). Es wäre ein einfaches, vorhandene Synergien zu nutzen. Mit einem Doppel-D-Verschluss wäre der perfekte Sitz des Kinnriemens sichergestellt. Bei jedem Verschließen wird dieser neu angezogen und garantiert einen optimalen Sitz. Bei einem Klippverschluss muss die Weite nachgestellt werden. Weiterhin unterliegt ein Klippverschluss einem gewissen Verschleiss und verliert so an Verschlusssicherheit. Wie gesagt: Kein echtes KO-Kriterium, aber besser geht doch immer! Im Normalfall reicht der Klippverschluss völlig aus.

Der Helm überzeugt

Der Helm überzeugt optisch durch seine Kompromisslosigkeit. Ein Helm für echte Alphatiere. Während andere Dirt-Helme ein wenig wie gepimpte Skater- oder Kajak-Helme ausschauen, sieht „Mann“ mit dem „Poc Receptor Flow“ eher wie das Mitglied einer Spezialeinheit aus. In grau oder matt-schwarz könnte der Helm sicherlich auch bei der GSG9 eingesetzt werden. Durch den starken EPS-Liner ist der Helm etwas größer als eine vergleichbare Dirt-Schale (dafür auch sicherer).

Fazit: Wer sich vom bunt dekoriertem Einheitsbrei der Nußschälchen abheben möchte, der ist beim „POC Receptor Flow“ perfekt aufgehoben. Unnötig zu erwähnen, dass der Helm die Normen EN 1078 und U.S. CPSC 12.03 erfüllt. Bis auf den Verschluss (den leider auch viele andere Hersteller in ähnlicher Form einsetzen), leistet der Helm sich keine Schwäche. Belüftung, Bewegungsfreiheit, Sichtfeld sind top. Kleiner Wermutstropfen: Das Gewicht! Als Tribut an die Stabilität jedoch verschmerzbar und nicht wirklich störend. Der gedachte Einsatzbereich ist ganz klar am Dirtspot oder Freeride. Wir finden, wenn es darum geht aufzufallen, ist der Helm erste Wahl. Auf dem Weg zur Arbeit ebenso, wie auf dem Weg zur Eisdiele. Die Optik: Geil! Mehr gibt es nicht zu sagen.

Mehr Infos: http://www.pocsports.com
Preis: circa 80 Euro