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Bergamont Grandurance 4 im Test – Auffällig unauffällig

Das brandaktuelle Bergamont Grandurance 4 im Schnelltest. Wir haben uns das Gravelbike etwas genauer angeschaut und ein paar Runden gedreht. Fährt es auf gleichem Niveau wie das wesentlich teurere Grandurance 6? Wo liegen die Stärken des Bikes und wo liegen die Schwächen? Lohnt sich der Mehrpreis für die größere Version? Wie viel macht der Komponentenmix beim Fahrgefühl aus? Fragen über Fragen, die es zu beantworten gilt. 

Grandurance 4 – Gabel und Rahmen aus Alu

Der Rahmen des Bergamont Grandurance 4 ist absolut identisch mit dem Rahmen des 6ers. Während es beim aktuellen Grandurance 8 eine Carbon-Gabel gibt, muss sich der Sparfuchs beim günstigeren 4er mit einer Alu-Gabel zufrieden geben. Diese flext deutlich weniger Stöße weg, als der Carbon-Pedant. Wer ein Gravelbike kauft, erwartet keine Federung auf Hardtail- oder Fully-Niveau. Etwas traurig sind wir über die Abwesenheit des Mudguards. Der hat im großen Bruder einen guten Job erledigt und war optisch perfekt in die Gabel integriert. Der Alu-Rahmen des Bergamonts überzeugt mit seiner enormen Steifigkeit und der direkten Umsetzung von Muskelkraft in Vortrieb. Das ganze Bike fühlt sich an, wie ein Tiger vor dem Sprung. Es vermittelt immer den Eindruck, bereit zur Attacke zu sein und folgt jeder kleinen Lenkbewegung bereitwillig. Wer aus dem Gravelbike ein Travelbike machen möchte, findet an Rahmen und Gabel entsprechende Aufnahmen für Schutzbleche und Gepäckträger. 

Gravelbike mit Rennradausstattung – Shimano Sora 

Am Grandurance 4 ist die komplette Shimano Sora Gruppe verbaut. Mit einem Straßenpreis von um 300 Euro eine günstige Gruppe, die sich ganz klar an Einsteiger richtet. Und genau so arbeitet sie auch. Die Gangwechsel sind noch eine Spur gemütlicher, als man es von den größeren Shimanogruppen gewohnt ist. Trotz penibler Justierung ist es uns nicht gelungen, die Gedenksekunde bei Gangwechseln zu eliminieren. Man hat immer das Gefühl, dass Schaltwerk und Umwerfer nicht ganz bei der Sache sind. Die kombinierten Schaltbremshebel fühlen sich stramm an, können mit ihrer Verarbeitung nicht überzeugen. Die Bremshebel sind gestanzt und zeigen das Herstellungsverfahren deutlich. In der Preisklasse sind einfach keine filigranen CNC-Fräßarbeiten möglich.

Für Einsteiger reicht die Ausstattung des Grandurance 4 aus

Insoweit, alles gut. Einsteiger werden mit der Shimano Sora zurechtkommen. Der Lebensdauer sind in dem Fall zum Glück Grenzen gesetzt. Wir würden beim EoL die Komponenten nach und nach gegen höherwertige austauschen. Rahmen und Gabel haben genug Luft nach oben um einige Updates zu verkraften. 

Grandurance 4 mit mechanischen Bremsen von Shimano

Scheibenbremsen überzeugen in der Regel durch klar definierte Druckpunkte und gute Dosierbarkeit in allen Lebenslagen. Es gibt auch einige gute mechanische Scheibenbremsen. Dazu gehören die Shimano BR-R317 Bremsen keinesfalls. Selbst nach zigfachen Einbremsen war es nicht möglich, eine rasante Bremsung mit Nosewheelie hinzulegen. Nach massiver Behandlung mit Bremsenreiniger und extrem scharfer Zugeinstellung wurde das Verhalten zwar besser, aber nicht gut. Die Bremsleistung liegt allenfalls auf Hollandrad-Level und das auf trockener Fahrbahn. Im Gelände und bei schnellen Passagen sehen wir die schlechten Verzögerungswerte als echte Gefahr. Vielleicht würden ein paar Bremsbeläge von Kool Stop das Bremsverhalten verbessern. Das werden wir bei Bedarf probieren oder gegebenenfalls die gesamte Anlage auf Hydraulik umrüsten. Für die gemächliche, urbane Feierabendrunde reicht die Bremsleistung der mechanischen Scheibenbremse aus. Im Gelände sind die Bremsen ein echtes No-Go.

Unauffälliger Anbauteilmix von BGM und Synchros

Bei den sonstigen Anbauteilen wie Lenker, Vorbau, Sattel usw. setzt Bergamont auf einen Mix von BMG und Synchros Komponenten. Diese verrichten unauffällig ihren Dienst und geben keinen Anlass zur Kritik. Optimiert werden kann immer. Mit dem Gebotenen, lassen sich die ersten paar Tausend Kilometer locker abspulen. Der Syncros Tofino 2.5 Sattel machte einen wirklich bequemen und tourentauglichen Eindruck. Das BGM Lenkerband fühlte sich griffig und rutschfest an. Mit nur zwei Kettenblättern und insgesamt 18 Gängen deckt das Grandurance 4 einen ausreichend großen Bereich an möglichen Übersetzungen ab. Wir haben das dritte Kettenblatt nicht wirklich vermisst. 

Grandurance 4 – Fahrverhalten – Mit angezogener Handbremse

Der Pilot und das Fahrwerk des Grandurance 4 schreien nach mehr, doch leider treten die Komponenten voll auf die Bremse. Alles ist weich und schwammig. Während sich das Bike sicher und rasiermesserscharf um die Ecken lenken lässt, enttäuschen die Bremsen und die Schaltung mit einer gewissen „Schluffigkeit“. Immer beschleicht einem das Gefühl, dass Schaltung und Bremsen dir ein „Mach mal easy, Mann“ ins Ohr flüstern. Das sorgte selbst bei kurzen Ausfahrten schnell für Verdruss. Allerdings entschädigt das Bike dafür mit einem guten Vortrieb.
Jedes Watt wird in Vorschub umgesetzt. Hier vermittelt das Rad ein sehr direktes Ansprechverhalten und gibt sich an der Ampel extrem sprintstark. Zumindest bis man schalten muss. Der Schwalbe G-One Allround bleibt (durch die schwachen Bremsen) weit hinter seinen Möglichkeiten beim Verzögern zurück. Auf der Straße und im Wald überzeugt er mit guten Abrolleigenschaften und ausreichend Gripp in den Kurven.

Fazit: Das Bergamont Grandurance 4 von 2021 ist mit einem Preis von unter 1000 Euro ein bildschönes Einsteiger Gravelbike. Wer über keine bis wenig Erfahrung verfügt, findet in dem Rad einen zuverlässigen, unspektakulären Wegbegleiter. Wenn der Geldbeutel einfach nicht mehr hergibt, ist das Bike ein grundsolider Einstieg. Der Rahmen verkraftet durchaus ein paar Upgrades auf höherwertige Komponenten. Von der Bremsleistung sind wir masslos enttäuscht. Das ist wirklich ein dicker Minuspunkt. Selbst die Tiagra-Felgenbremsen an unserem alten Hercules Viper Pro sind bissiger und verzögern zuverlässiger.
Das optische Finish des Bikes kann voll und ganz überzeugen. Der Farbmix petrol-gold-silver hat uns wirklich „geflasht“. Die teilweise verschliffenen Schweißnähte ergänzen den guten Gesamteindruck perfekt.

Du bekommst was du bezahlst – Preisleistung ist OK

Mit 11,1 kg ist das Bike kein Gewichtswunder. Dafür ist es stabil und steif. Das eine oder andere Gramm lässt sich durch die Updates bei der Wartung sparen und würde dem agilen Renner gut zu Gesicht stehen. Wer noch nie im Gelände oder mit dem Rennrad unterwegs war, der sollte zum Grandurance 4 greifen. Diejenigen, die bereits ein paar Ausritte hinter sich haben, sollten lieber das Grandurance 6 oder 8 nehmen. Die bessere Ausstattung und vor allem die hydraulischen Scheibenbremsen machen aus dem soliden Bike ein richtig geiles Gravelbike. 

Mehr Infos findet ihr unter: https://www.bergamont.com/de/de


Kommentare

2 Antworten zu „Bergamont Grandurance 4 im Test – Auffällig unauffällig“

  1. […] Einen Test des aktuellen Grandurance 4 von Bergamont findet ihr hier: Bergamont Grandurance 4 für Einsteiger im Test […]

  2. […] Grandurance 4 ist Bergamonts Einsteiger Gravelbike. Kann das Rad mit günstiger Shimano Ausstattung und mechanischen Scheibenbremsen überzeugen? — Weiterlesen http://www.mtb-extreme.de/bergamont-grandurance-4-im-test-gravelbike-fur-einsteiger.html […]

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